La Loire à vélo – Motivation

Um die Motivation zu dieser Reise zu erläutern, muss ich ein wenig ausholen. Ein Kernaspekt der Motivation besteht in meiner Begeisterung für das Schweriner Schloss.

Das Schweriner Schloss ist nicht so bekannt wie das Schloss Neuschwanstein, was eigentlich eine Schande ist. Zum einen ist es, natürlich rein objektiv betrachtet, das hübschere Schloss. Zum anderen steckt so viel mehr Geschichte in seinen Mauern.

Schloss Neuschwanstein wurde von König Ludwig II. In Auftrag gegeben, einem bayrischen König, der Architektur genauso sehr liebte wie ich, aber mehr Geld hatte, um etwas aus dieser Leidenschaft zu machen. Er wurde als der „Märchenkönig“ bezeichnet.

Die Bauarbeiten für Schloss Neuschwanstein begannen am 05.09.1869. Der König verbrachte lediglich 172 Nächte (knapp ein halbes Jahr) in diesem Schloss, welches mehr als Kunstwerk denn als Wohnstätte konzipiert wurde. Das Schloss ist weltweit bekannt, unter den Jüngeren wahrscheinlich vor allem, weil es als Vorbild für Disney-Schlösser diente.

König Ludwig II. hat unter anderen auch das Schloss Herrenchiemsee bauen lassen. Dieses Schloss wurde ab 1878 nach dem Vorbild von Versailles errichtet, aber leider nie ganz fertig gestellt. Er verbrachte hier sogar nur neun Nächte.
In diesem Schloss durfte ich eine Ausstellung über ihn besuchen, die wirklich sehr interessant und gut gemacht war. Wer auf Schlösser und Mysterien steht, sollte sie unbedingt besuchen.

König Ludwig II beschwor mit seiner „Bausucht“ einen großen Schuldenberg herauf, weshalb er irgendwann für „unzurechnungsfähig“ erklärt wurde, um dem Treiben ein Ende zu bereiten. Tragischerweise ertränkte sich der König daraufhin, wobei die Umstände seines Todes bis heute nicht zweifelsfrei geklärt werden konnten.

Obwohl ich die Geschichten um König Ludwig II. äußerst interessant finde und, da mich Schlösser und Burgern faszinieren, ich dankbar für seine Bauaufträge und deren Ergebnisse bin, finde ich dennoch, dass das Schloss Schwerin größere Bekanntheit verdient hätte.

Das Schloss Schwerin steht im Norden Deutschlands im schönen Mecklenburg-Vorpommern auf einer kleinen Insel im Schweriner See. Die Schweriner Schlossinsel wurde seit dem 10. Jahrhundert als Herrschersitz genutzt. Seitdem wurde der Sitz mehrmals neu- und umgebaut, sodass das heutige Gebäude Zeuge einer Menge Geschichte ist.

Gegenwärtig teilen sich das Schlossmuseum, die Schlosskirche, die Schlossgastronomie und der Landtag von Mecklenburg-Vorpommern das Bauwerk.

Dass die Geschichte des Schlosses bis ins 10. Jahrhundert zurück reicht, konnte im Jahr 2014 erneut verifiziert werden. Im Zuge von Bauarbeiten stieß man unter anderem auf die Reste der slawischen Befestigung.

Am 29.05.2015 wurde von der Bauverwaltung des Landtages auf dessen Webseite verkündet:
„Der im Rahmen von Bauarbeiten im Innenhof des Schweriner Schlosses freigelegte
slawische Burgwall ist neuesten Erkenntnissen zufolge wohl im Jahr 942 errichtet worden
und damit noch einmal 23 Jahre älter als bisher angenommen. Diese Angabe bezieht sich
auf die ältesten Bauteile des Walls.“

Nachdem zunächst die Obotriten ihren Herrschaftssitz auf der Schweriner Schlossinsel hatten, war sie ab dem 12. Jahrhundert etwa 200 Jahre lang in deutschem Besitz. 1348 erhielten die inzwischen christianisierten Nachfahren der obotritischen Herrschaftsfamilie den Standort zurück und bewohnten ihn bis ins 20. Jahrhundert.

Die Erscheinung des heutigen Schlosses setzt sich hauptsächlich aus Gebäuden des 16. und 19. Jahrhunderts zusammen, auch wenn der Kern der Gebäude teilweise viel älter ist.

Für den Umbau im 19. Jahrhundert war Großherzog Friedrich Franz II. verantwortlich. Der Plan für den Umbau orientierte sich am im 16. Jahrhundert vollendeten Schloss Chambord.

Und hier schließt sich der Kreis auch schon fast. Das Schloss Chambord befindet sich in Frankreich, in der Nähe der Loire. Es ist unglaublich hübsch und NATÜRLICH wollte ich es, seitdem ich davon erfuhr, gerne mal in echt sehen.

Die nächste bauliche Veränderung erfuhr das Schweriner Schloss unfreiwillig aufgrund eines Brandes im Jahr 1913 – ein Drittel des Schlosses brannte ab. Darunter tragischerweise der prunkvolle „Goldene Saal“.

Ab 1919 gehörte das Schweriner Schloss keinen Adeligen mehr, sondern wurde Eigentum des Staates. Seitdem wurde es vielseitig genutzt. Die interessanteste Nutzung erfolgte meiner Meinung nach als Internat und Pädagogische Schule für Kindergärtnerinnen. Stellt euch mal vor, ihr hättet auf dieses Internat gehen können!

Hier schließt sich meine Argumentation, weshalb das Schloss Schwerin, meiner Meinung nach, aufgrund seiner reichen Geschichte bedeutender als das Schloss Neuschwanstein ist.

Zurück zu meiner Motivation:

Das Schweriner Schloss wurde also teilweise nach dem Vorbild des Schlosses Chambord errichtet.
Doch das Schloss Chambord ist nicht das einzige seiner Art im Loire-Tal. Entlang des Flusses Loire gibt es jede Menge wunderschöner Schlösser und Burgen.
Und seit Juni 2012 gibt es entlang der Loire einen inzwischen sehr bekannten Fernradweg mit dem Namen „La Loire à vélo“.
(Was ich frei übersetzen würde mit: „Die Loire auf dem Fahrrad [entdecken]“).

Meine letzte große Radtour habe ich im Herbst 2017 unternommen. Damals wollte ich – ursprünglich gemeinsam mit einer Freundin – den Nordseeradweg von Hamburg nach Niebüll radeln. Die Freundin wurde im letzten Moment krank und ich dachte mir, da sowieso schon alles gebucht und nicht mehr stornierbar ist, fahre ich eben alleine. Ich habe die Radtour damals sehr genossen und jede Menge erlebt.

Diese beiden Komponenten zusammen ergaben den Plan für meinen Sommerurlaub 2022: eine zweiwöchige Radtour, komplett alleine, entlang der Loire. Fahrrad fahren, direkt am Wasser, und Schlösser ansehen – was kann es besseres geben?

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